Neubeginn nach dem Krieg
In den ersten 15 Jahren nach der Neubegründung wechselten die Tagungsräume des Dortmunder Zweiges häufig: Erst traf man sich in geeigneten Privaträumen, z.B. im Atelier der bekannten Fotografin Anneliese Kretschmer, wo auch Eurythmiestunden stattfanden; 1948/49 in der Industrie- und Handelskammer, später in der Kantine des Hauses der Ruhrkohle und des Auslandsinstitutes in der Arndtstraße. Es lässt den Hunger auf Geistiges in jenen Jahren erahnen und ein Bedürfnis erkennen, nach geistigen Antworten auf Zeitprobleme zu suchen, wenn man erfährt, dass es damals möglich war, in der Öffentlichkeit den "Ost-West-Kongress 1922" (Wiener Vorträge) zu lesen. Ab Januar 1953 trafen sich die Zweigmitglieder mittwochs abends in einem Klassenraum der Ingenieurschule Sonnenstraße; später dann im VEW- Büro des Direktors Willi Müller in der Kleppingstraße, schließlich in Etagenräumen des Wohngebäudes Wiss-/Ecke Prinzenstraße, bis endlich der Saal einer Gaststätte am ,,Alter Mühlenweg" für einige Jahre die Heimat der Zweigabende wurde. Da der Dortmunder Zweig diesen Saal langjährig gemietet hatte, besaß er nun erstmalig einen Raum, der ganz nach den Vorstellungen der Zweigmitglieder gestaltet werden konnte, z.B. was Raumaufteilung, Wandfarbe oder Vorhänge betraf. Nachteilig war, dass man aus benachbarten Räumen den Kegellärm hören konnte. Deshalb leistete die Eurythmistin Annemarie Britting vor jeder Zweigveranstaltung mit anderen Mitgliedern eine intensive eurythmische Einstimmung, damit anschließend eine gedeihliche Atmosphäre die geistige Arbeit möglich machte. Ab 1961 fand die anthroposophische Arbeit in der Öffentlichkeit große Beachtung. Davon zeugen Ausstellungen und Tagungen in exponierten öffentlichen Gebäuden, sowie die stark anwachsende Mitgliederzahl des Zweiges und die Zunahme der Gründungsaktivitäten auf vielen Gebieten.
Mit der Begründung des Pädagogisch Sozialen Zentrums Dortmund e.v. (PSZD) wuchs der Zweig in den 70er Jahren erheblich, da nun Schuleltern und die lebensälteren Bewohner des Hermann-Keiner-Hauses dazu kamen. Unter diesen waren etliche ehemalige Zweigleiter, die neben den Zweigabenden eigene Gruppenarbeit leisteten. Ein Höhepunkt dieser Phase des Auflebens der anthropospophischen Arbeit war 1975 die Generalversammlung der deutschen LandesgeseIlschaft in der Westfalenhalle mit über 1000 TeilnehmerInnen, die damals bislang größte anthroposophische Veranstaltung. Etwa 15 anthroposophische Künstler stellten ihre Werke aus.
Nach dem Tode von Willi Kux 1976 wurde klar, dass nun wirklich ein Gremium als Initiativkreis die Belange des Zweiges gemeinsam regeln sollte, eine Arbeitsform, die durch unsere stets komplexer werdenden Welt erforderlich wurde. So hinterließen die sich ändernden gesellschaftlichen Bedingungen auch im Dortmunder Zweig ihre Spuren. Ab 1979 konnte der Zweig durch die Bautätigkeiten des PSZD den Versammlungsraum des Waldorfkindergartens nutzen. Wenig später wurde in der Rudolf-Steiner-Schule der Handlungsraum für den Freien Religionsunterricht die Heimat des Zweiges für fast zwölf Jahre.
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